Über uns
Die Regionalgruppe Zürich (RGZ) ist eine der fünf Regionalgruppen des Schweizerischen Blindenbundes (SBb). Sie ist regionale Anlaufstelle in einem weitläufigen Gebiet, von Zürich bis nach Schaffhausen, Teile der Zentralschweiz, über die Linthebene bis ins Glarnerland und darüber hinaus.
Die Kontakte zwischen den Mitgliedern und der damit verbundene Gedanken- und Erfahrungsaustausch sind für Anregungen zur Bewältigung des Alltags wertvoll. Die Mitglieder unterstützen sich gegenseitig im Sinne der Hilfe zur Selbsthilfe. Somit ist die RGZ Ort der Begegnung und des gegenseitigen Verstehens unter Expertinnen und Experten in eigener Sache. Die RGZ organisiert in den Regionen vielseitige Freizeitangebote für sehbehinderte und blinde Menschen in allen Lebensaltern. Gemeinsam werden kulturelle Anlässe besucht und die Geselligkeit gepflegt. In Ergänzung zur Selbsthilfe sind kompetente Fachpersonen der Rehabilitation und Sozialarbeit in unseren Beratungsstellen gerne für Sie und Ihre Angehörigen da (u.a. in Zürich, Schaffhausen und Uznach).
Geschichte
Zum 60-jährigen Jubiläum hat unser Ehrenpräsident, Richi Weissen, eine Rede zur Geschichte der RGZ, die auch ein Plädoyer für Inklusion ist, geschrieben. Diese hat er den anwesenden Mitgliedern auf einer Zürichsee-Schifffahrt am 1. Februar 2020 in seinem schönen Walliser Dialekt vorgetragen. Mit seiner Erlaubnis veröffentlichen wir die Rede hiermit (um sie für Vorlesesoftware besser lesbar zu machen, wurde sie auf Hochdeutsch übersetzt):
1958 sind rund 30, vor allem junge, Mitglieder aus dem Schweizerischen Blindenverband ausgetreten, weil sie mit der Politik im Vorstand nicht einverstanden waren. Es ging ihnen um mehr Selbständigkeit im beruflichen Alltag und um mehr Selbstbestimmung im Bereich Wohnen Die meisten Blinden und Sehbehinderten wohnten damals in Wohnheimen, die von den gleichen Personen geleitet wurden, die im Vorstand sassen. Zudem waren diesen Wohnheimen Werkstätten angegliedert, in denen sie zu niedrigen Löhnen als Bürstenbinder, Korbflechter und Hausierer gearbeitet haben. Dieser Umstand war nicht unbedingt ein guter Nährboden für mehr Selbständigkeit und Selbstbestimmung.
So ist dann mit dem Startkapital von 54 Franken und 60 Rappen, dem Inhalt einer Jass-Kasse, der Blindenbund gegründet worden. Und 1960 sind daraus dann bereits die RGW (Regionalgruppe Wallis), die RGO (Regionalgruppe Ostschweiz) und die RGZ (Regionalgruppe Zürich) gegründet worden.
An meiner Begrüssungsrede zum 30-jährigen Bestehen der RGZ habe ich den Blindenbund mit einem Haus und die RGZ mit der guten Stube in diesem Haus verglichen. Eine Stube, in der man zusammen diskutiert, zusammen lacht und manchmal auch zusammen streitet. Eine Stube, in der man sich geborgen und sicher fühlt, wenn einem draussen eine politische Bise ins Gesicht bläst.
Die RGZ habe ich immer wieder als eine grosse Familie empfunden. Der Sinn einer Familie besteht darin, dass alle füreinander sorgen und sich gemeinsam für das Wohl von allen einsetzen.
Ich bin nach wie vor überzeugt: Die Selbsthilfe ist der beste Nährboden für neues Selbstvertrauen, für einen wertvollen Erfahrungsaustausch und alltagstaugliche Lebenshilfe. Grund genug, die Selbsthilfe zu pflegen und ihr Sorge zu tragen.
Toleranz und Solidarität sind Eigenschaften, die uns helfen, glaubhaft für unsere besonderen Bedürfnisse einzustehen und die Verantwortlichen aus Politik und Wirtschaft für unsere Anliegen zu gewinnen.
Hier kommt mir ein Slogan in den Sinn, der vor ein paar Jahren über der TWS-Aktion gestanden hat, nämlich «Vorsicht, Rücksicht, Nachsicht». Diesen Slogan hat die RGZ für sich über all die Jahre ernst genommen und er wird auch vom jetzigen Vorstand ernst genommen. Hier möchte ich dem Vorstand danken, dass er das, was ich falsch gemacht habe nicht mehr, und das was ich gut gemacht habe besser macht.
Ein paar Schlaglichter aus der Vergangenheit
In den sechziger-Jahren waren sicher die legendären Theater- und Unterhaltungsabende in der Stadt Zürich vor vollen Sälen eine Schlagzeile wert, wo alles, von der Musik bis zum Theater, bis zur Tombola von den Mitgliedern in Eigenregier über die Bühne gegangen ist.
Schon bald einmal hat sich die RGZ an mehrtägige Reisen in der Schweiz und im nahen Ausland gewagt. Zum Beispiel nach Marburg, München, ins Elsass, ins Tirol und zuletzt nach Berlin.
1981 war die RGZ aktiv beim Aufbau der Arbeitsgruppe für Behindertenfragen Uster ABU beteiligt.
Auch die Mitarbeit in anderen Organisationen, wie Pro Infirmis, Zentrum für Selbstbestimmtes Leben ZSL und anderen, stand bei der RGZ immer wieder auf der Traktandenliste.
Im September 2000, zum 40-jährigen Bestehen der RGZ und der RGW, haben die beiden Regionalgruppen in Zürich ein zweitägiges Fest organisiert. 10 Jahre später hat die RGZ einen Gegenbesuch im Wallis gemacht und zusammen mit der Bevölkerung von Unterbäch zwei Tage lang gefeiert. Zur Deckung der Unkosten haben die Mitglieder der RGZ in ihrem Bekannten- und Verwandtenkreis einen sehr erfolgreiche Spendenaktion gestartet.
Selbsthilfe und Inklusion
Wenn Menschen mit und ohne Behinderung gemeinsam die Freizeit verbinden und zusammenarbeiten, dann ist es für alle ganz normal, verschieden zu sein, dann haben Menschen mit und ohne Behinderung von Anfang an gleiche Rechte und Chancen. Davon bin ich überzeugt. Auch wenn es momentan noch nicht überall stimmt.
Die historisch gewachsene Integration muss als Inklusion fortgeführt werden. Inklusion beinhaltet nicht nur die Anpassung vom Individuum an die «normale» Umwelt. Sie fordert die Anpassung der Umwelt und Gesellschaft an die Lebensbedingungen von behinderten Menschen.
Der frühere Zentralpräsident, Xaver Pfammatter, hat jeweils gesagt «Wir sind nicht behindert, wir werden behindert». Die RGZ hat diese Aussage von Xaver als Auftrag zum Handeln verstanden. Daraus sind mehrere kleinere und grössere Projekte entstanden.
Grössere Aktionen zusammen mit gut Sehenden sind das Projekt Blinde und Sehende im Zürcher Zoo, oder Inline-Skating mit Blinden und Sehenden oder Töff fahren für Blinde.
Highlights mit Nachhaltigkeitswert waren ganz sicher auch die Themenwoche an der Glarnermesse, sowie das Projekt Freulerpalast, die vor allem dem grossen Einsatz der jetzigen Präsidentin, Helene Zimmermann, zu verdanken sind.
Bei allen Veranstaltungen ist die RGZ bemüht, gute Öffentlichkeitsarbeit zu machen. Ich bin froh, dass wir mit Janka Reimmann eine so engagierte Medienbeauftragte haben und danke ihr für den grossen Einsatz, den sie leistet.
Noch ein kurzer Gedanke an die Mitglieder
Nehmen Sie die Chance zur Auseinandersetzung mit der Behinderung in der Regionalgruppe wahr. Mischen Sie sich ein und überlassen Sie das Denken nicht Anderen.
Denn nur wer sein Schicksal in die eigenen Hände nimmt und selbständig und kreativ nach Verbesserungen sucht, wird auch als Behinderter ein selbstbewusstes und weitgehend unabhängiges Leben führen können.
Nur so helfen Sie mit, dass die Regionalgruppe Zürich, dass der Schweizerische Blindenbund, eine starke Selbsthilfeorganisation ist und bleibt.