Adventskalender Tag 19
Ein Weihnachtsgeschenk für Mia
Teil 1
Mia und Jupp waren in diesem Jahr Großeltern geworden. Sie waren so stolze Großeltern und so verliebt in die kleine Sophie, dass sie überall, wo sie hingingen, die neuesten Fotos ihres Sonnenscheins hin mitnahmen. Mit vielen „Aahs“ und „Oohs“ ernteten sie stets Bewunderung für ihre süße Enkelin. Der einzige Wermutstropfen bei der Geschichte war, dass Sophie und ihre Eltern weit, weit weg von Mia und Jupp wohnten. Die Fahrt mit dem Auto dorthin dauerte rund vier Stunden. Ihr Schwiegersohn hatte eine gut bezahlte Arbeitsstelle in der Ferne angeboten bekommen und so waren die beiden vor drei Jahren dorthin gezogen. Das war für Mia schon nicht einfach gewesen, aber als dann die kleine Sophie kam, war Mia oft sehr traurig gewesen.
Glücklicherweise fuhr Jupp gerne Auto und so fuhren sie regelmäßig in die Ferne, um ihre Kinder und die kleine Enkelin in die Arme zu schließen.
In diesem Jahr wollten sie Sophies erstes Weihnachtsfest zusammen feiern. Die Geschenke waren besorgt, die Taschen schon fast gepackt, das Auto gewaschen und die Weihnachtskarten für die Nachbarn geschrieben. Mia hatte wirklich an alles gedacht um mit den Kindern ein schönes Weihnachtsfest in der Ferne zu feiern.
Doch einen Tag vor der Abfahrt geschah es. Jupp kletterte noch ein letztes Mal mit der Leiter auf die Garage, um die Weihnachtsbeleuchtung zu überprüfen. Als er wieder hinunterklettern wollte, blieb er mit der Schuhspitze an einer der mittleren Sprossen hängen und fiel auf den Rasen. Das Bein war gebrochen. „Zum Glück nur das Bein!“, sagten die Ärzte, „es hätte auch schlimmer ausgehen können!“
Mia war voller Sorge um ihren Mann, als sie ihn mit dem Krankenwagen abholten. Als es aber hieß, er könne mit einem Gipsverband sofort wieder nach Hause, beruhigte sie sich ein wenig.
Teil 2
Das Weihnachtsfest in der Ferne jedoch, bei den Kindern und der kleinen Sophie, war geplatzt. Mia hatte keinen Führerschein und Jupp war gewiss außer Stande, sich in den nächsten Wochen seinem Auto auch nur zu nähern. Das Gipsbein fesselte ihn ans Sofa.
Mia war so unglücklich wie schon lange nicht mehr. Sie versuchte, sich nichts anmerken zu lassen. Aber Jupp spürte ihre Wehmut natürlich. Auch ihm tat es Leid, ihr ihren größten Wunsch zum Weihnachtsfest nicht erfüllen zu können.
Sie versuchten, das beste daraus zu machen. Mia ging am Heiligen Abend alleine in die Kirche. Jupp war der Gottesdienst nicht so wichtig und Mia konnte gut dorthin laufen.
Sie brachte den weihnachtlichen Segen mit nach Hause und die beiden aßen ihren alljährlichen Kartoffelsalat. Wenigstens dieser schmeckte. Sie hörten Weihnachtslieder, sahen die Nachrichten und machten sich auf den Weg ins Bett.
Als Mia gerade die Fensterläden schließen wollte, sah sie ein Auto vor dem Haus vorfahren. Schnell öffnete sie die Haustür und stürmte hinaus. Vor ihr standen ihr Schwiegersohn und ihre Tochter mit der kleinen Sophie auf dem Arm. Mia konnte nicht fassen, was sie sah.
„Hier wollte dir jemand frohe Weihnachten wünschen, liebe Oma!“, sagte ihre Tochter und schloss ihre Mutter in die Arme.
Eine Geschichte von Annika Schneider.
Quelle: Ein Weihnachtsgeschenk für Mia